13. März 2020: „Winter Ade im Kindergarten St. Michael“

Als ich den Kindergarten in Fischach betrat, konnte ich bereits die erwartungsvolle Stimmung spüren, die unter den Kindern herrschte. Ihnen war anzumerken, dass sie unruhig waren und ganz gespannt darauf warteten, was jetzt passieren wird. Die Erzieherinnen ignorierten gekonnt die anfängliche Unruhe und brachten die ganze Kinderschar in die Turnhalle. Dort hatten wir uns alle versammelt, um gemeinsam zu singen und zwar alle Lieder, die wir in der Winterzeit gelernt hatten. Denn mit unseren Liedern wollten wir den Winter verabschieden. Den Startschuss zu unserer Reise ins Reich der Musik gab der uns allbekannte Spruch „Wir zaubern uns ins Musikland“. Sobald die ersten Töne erklangen, hatte ich sofort das Gefühl, dass das „Stimmgabel“-Projekt sich absolut gelohnt hat. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, wären sicherlich angetan gewesen, wenn sie den Chorgesang der 12 Erzieherinnen gehört hätten. Denn er war so hingebungsvoll, als ob sie gewusst hätten, dass die Kinder nun lange Zeit auf solche erfüllenden Momente verzichten müssten. Sie hätten sehen müssen, wie die Kinder ihre liebgewonnenen Erzieherinnen voll Erstaunen anschauten. In diesem Moment durchströmte Wärme mein Herz. Auch war es ein erhebendes Gefühl zu erleben, dass selbst die jüngsten Kinder, die auf der Flöte vorgespielten Melodien nicht nur sofort erkannten, sondern sie sogleich auch singen konnten. Die Kinder klatschten voller Freude im Rhythmus der Musik in die Hände. Wir standen nun alle im Kreis und immer zwei der Kinder durften die kleine Geige spielen oder sich den „Hexenhut“ schnappen und in der Mitte des Kreises tanzen. Sie konnten dort tatsächlich erleben und erspüren, dass mehr als nur einfach ein Instrument spielen und Singen dahintersteckte, sondern dass Musik die Seele erfüllt und uns miteinander verbindet. Das geschieht durch die Freude am Musizieren und durch die gemeinsame Liebe zur Musik.

Mich erfüllt es mit Stolz zu sehen, wie beharrlich die Erzieherinnen mit den Kindern lernen, wie gut die Zusammenarbeit von uns Pädagoginnen funktioniert, wie ich Pionierarbeit leisten durfte und wie ich nun teilhaben darf an diesem wundervollen Aufblühen der Musik. In vielen Kindergärten träumt man davon, mindestens einen Erwachsenen in der Gruppe zu haben, der schön singen kann und dies gemeinsam mit den Kindern tut. Der Kindergarten in Fischach ist ein wunderschönes und beeindruckendes Beispiel dafür, wie musikalische Selbstfindung und Früherziehung gelingen kann. Kommen Sie einmal vorbei und lassen Sie sich mit ihren eigenen Ohren und Augen davon überzeugen.

Musik wird im Herzen geboren und kennt keine Grenzen. Sie hält uns in Verbindung, nicht nur im körperlich-stimmlichen, sondern auch im geistigen – gerade jetzt, da wir uns in außergewöhnlichen Zeiten befinden und der persönliche Kontakt sehr stark eingeschränkt ist; gerade jetzt, da Enkel ihre Großeltern nicht besuchen dürfen… Ich lade Sie ein: Singen Sie zu Hause mit der Familie oder alleine. Öffnen Sie die Fenster und lehnen Sie sich weit hinaus und singen Sie die schönsten Kinderfrühlingslieder oder hören Sie zu, wenn diese vom Nachbarsfenster herüberklingen.
Welches mögen Sie am liebsten? „Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“ oder „Grün, grün, grün …“?
Wie gut fühlt es sich an, nicht wahr? Wenn Sie Lust haben, starten wir das Projekt „Singendes Fischach“: Jeden Tag ein Lied!

Judit Héja-Szabó – Musikpädagogin der Musikschule Stauden e.V